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Channel: Deutschland – Japan Almanach: Tabibito's Japan-Blog
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Kulturschock Bahn

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So, da bin ich wieder in Japan, nach einer guten Woche in der Heimat. Nun war ich „nur“ 2½ Jahre nicht in Europa, was sicherlich im Vergleich zu vielen anderen nicht sehr lang ist – aber es reichte dann doch mal wieder für ein paar kleine Kulturschocks (das beginnt gleich am Flughafen, wenn man sieht, wie alle Leute gleichzeitig aus verschiedenen Richtungen in den Bus drängen, anstatt sich anzustellen).
Für einen Kulturschock erster Güte qualifiziert sich jedoch die Deutsche Bahn jedes Mal, denn scheinbar ist man dort stetig bemüht, den Service und das ganze System permanent zu verschlechtern. Meinen ganz besonderen Spass hatte ich da an den Fahrscheinautomaten im Bahnhof von Halle/Saale: Dort wollte ich eine einfache Fahrkarte nach Leipzig erwerben. Also Reiseziel ausgewählt, und fröhlich ging es weiter: Da bittet mich der Kasten doch, den Regionalverbund bzw. die Strecke auszuwählen – vier Möglichkeiten hatte ich zur Auswahl: Über Schkeuditz, über Delitzsch (glaube ich) und noch zwei andere Nester, von denen ich noch nie was im Leben gehört hatte. Ich hatte Glück: Mir fiel ein, dass die kürzeste Route über den Flughafen und über Schkeuditz führt, und deshalb wählte ich die Route. Puh, das war knapp. Schnell noch ein paar weitere Fragen beantwortet, und dann ging es zum Bezahlbildschirm: 6 Euro. Die hatte ich nicht in Münzen, also schob ich meinen kleinsten Geldschein ein: Ein 10-Euro-Schein. Darauf erklärte mir der Automat hämisch, dass er momentan nur maximal 5-Euro-Geldscheine annehmen kann. Klasse. Machte nichts, ich hatte noch knapp 10 Minuten. Also am nächsten Automaten anstehen. Als ich dran bin, kannte ich ja schon die Antworten. Das schien den Automaten so sehr verblüfft zu haben, dass er gleich mal vor dem Bezahlbildschirm abstürzte: Gute zwei Minuten bestaunte ich das drehende Symbol und gab auf. An Automat 3 klappte es schliesslich. Und gottseidank fiel mir grade noch rechtzeitig ein, dass ich den Fahrschein eventuell vor Fahrtantritt entwerten muss.

Kaum ein Japan-Reiseführer kommt drumherum, zu erwähnen, wie vertrackt das Verkehrssystem in Japan ist und wie schwer es ist, als Ausländer die richtigen Fahrkarten zu kaufen (alle zeigen jedoch einen Ausweg auf: Einfach den billigsten Fahrschein kaufen und wenn man am Ziel ist am Automaten nachlösen – dies ist in Deutschland jedoch nicht möglich, da das System gänzlich anders ist). Aber die Deutsche Bahn holt mittlerweilen nicht nur preislich mit Japan auf, sondern auch in Sachen Kompliziertheit der Automaten. Mich wundert es immer wieder, dass man bei der Deutschen Bahn schlichtweg davon ausgeht, dass der Fahrgast umfassende Kenntnisse über den Start- und Zielbahnhof und die komplette Strecke dazwischen besitzt. Anders kann ich mir den Aufbau des Systems nicht erklären. Das ist freilich nicht neu. Als ich einmal in einer mir eigentlich unbekannten Stadt umsteigen musste und der an der Anzeigentafel und im Fahrplan ausgewiesene Zug einfach nicht kam, ging ich zur Information, um mich zu erkundigen was los sei. Dort wurde mir gesagt: „Na der fährt wegen Bauarbeiten jetzt immer 10 Minuten eher und von einem anderen Bahnsteig ab“ – und schob auch umgehend ein „Das ist aber schon seit drei Wochen so!“ hinterher.


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